Der japanische Kamerahersteller Canon stellte jetzt einen Bildsensor mit 250 Millionen Pixeln vor. Und Fotografen wunderten sich, wozu die nur gut sein sollen. Vielleicht 3D-Fotografie?
Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus ? und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends.
Und da dachte die Fachwelt gerade noch, dass die 40 oder 50 Megapixel der neuesten Voll-Format-Kameras von Sony oder Canon mehr als genug seien. Aber nein: Plötzlich stellte Canon am Montag einen Sensor im etwas kleineren APS-H-Format vor, der Bilder nicht nur mit 250 Millionen Pixeln einfängt, sondern die Datenflut auch rasend schnell ausliest (Details siehe hier). Und sofort begann in den einschlägigen Foren das Rätselraten, wer wohl jemals so viele Pixel benötige. Eine Idee: Fotodrucke, die man aus dem Weltall sehen kann.
Canon selbst war auch nicht gerade hilfreich, den Nutzwert seines Pixelmonsters für Privatanwender zu entschlüsseln. Überwachungskameras fiel den Ingenieuren in der Presseerklärung ein ? oder der Einsatz als ultrahochauflösendes Messgerät. Immerhin soll der Prototyp mit einer Kombination aus optischen und digitalem Zoom ein Bild von einem 18 Kilometer entfernten Flugzeug geschossen haben, bei dem die Beschriftung am Rumpf noch lesbar war. Aber dann stand da noch ein Punkt in der Veröffentlichung, dessen kryptische Formulierung die Netzgemeinde rätseln lässt: „der Bereich visuellen Ausdrucks“.
Für normale Fotoarbeiten ist die Auflösung tatsächlich Overkill. Schon 16 Megapixel reichen generell für hochqualitative A3-Drucke, 40 bis 50 Megapixel der Profi-Kameras für große Poster ? von Webdarstellungen ganz zu schweigen. Natürlich könnte man argumentieren, dass die Vielzahl der überflüssigen Pixel enorme digitale Zooms ermöglicht. Aber mir scheint das nicht das Hauptanwendungsgebiet zu sein. Das sehe ich vielmehr in einem Bereich, den bisher kaum jemand im Fokus hat: dreidimensionale Fotografie.
Ich erinnere mich da dunkel an die Lichtfeldfotografie. Seit einigen Jahren müht sich das Start-up Lytro, diese Technik im Markt zu verankern. Der Sensor der Lichtfeldkamera zeichnet nicht nur die Lichtwerte auf, sondern auch die Richtung der Lichtstrahlen und damit Informationen über die räumliche Tiefe der im Bild befindlichen Objekte und Personen. Die Daten können dazu dienen, das Bild später auf den gewünschten Punkt scharf zu stellen oder 3D-Bilder zu errechnen.
Das Problem ist allerdings bisher, dass die 2D-Auflösung dieser Sensoren gering ist, da viele Pixel für die Messung des Winkels der Lichtstrahlen draufgehen. Lytros „40-Megaray“-Kamera hat eine zweidimensionale Druckauflösung von vier Megapixeln. Wenn die Sensorhersteller nun sogar Pixelmonster wie Canons jüngstes Stück produzieren könnten, wären auf einmal sogar Lichtfeldkameras möglich, die Drucke in Posterformat erlauben. Insofern könnte die zusätzliche Auflösung die Tür zu einer neuen Form der Fotografie aufstoßen. (Martin Kölling) / (bsc)