Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) haben vorläufige Zahlen für die Stromproduktion 2015 vorgelegt. Demnach ist die Stromerzeugung der erneuerbaren Energieträger 2015 stark angestiegen. Insbesondere die Windenergieanlagen an Land steigerten ihren Anteil auf 12 Prozent. Hinzu kommt der Anteil der Anlagen auf See, der bereits bei 1,3 Prozent liegt.
Ursache sind neben dem weiteren Zubau die überdurchschnittlichen Windbedingungen im auslaufenden Jahr. Der BDEW rechnet damit, dass die Erneuerbaren 2015 194,1 Milliarden Kilowattstunden elektrischer Energie liefern werden. Im Vorjahr waren es 162,5 Milliarden gewesen.
Das bedeutet einen Anteil von 30 Prozent an der Bruttostromproduktion, nach 25,9 Prozent im Vorjahr. Das ist auch insofern beachtlich, als die Gesamt-Stromproduktion 2015 ausgeweitet wurde. Gegenüber dem Vorjahr nahm sie um rund 20 Milliarden Kilowattstunden zu. Noch beeindruckender ist der Anteil der Erneuerbaren an der Deckung des Nettobedarfs, der 2015 schon zwischen 34 und 35 Prozent liegen dürfte.
Die Ausweitung der Stromproduktion ging mit einem erneuten Rekord im Nettostromexport einher. Auf rund 50 Milliarden Kilowattstunden (2014 33,9) schätzt die AGEB ihn. Damit wurden seit 2012, dem Jahr nach der Stilllegung von acht alten AKW, jeweils neue Exportrekorde aufgestellt. Seinerzeit hatten zahlreiche Zeitungen im In- und Ausland immer wieder die Behauptung der Energiekonzerne ungeprüft übernommen, Deutschland würde sich von Importen französischen Atomstroms abhängig machen. Tatsächlich verdrängen deutschen Exporte eher die weniger umweltschädlichen Gaskraftwerke in den Niederlanden.
Auffällig ist an den neuen Statistiken weiter, dass der Anteil der Gaskraftwerke an der Stromproduktion weiter zurückgegangen ist. Im Durchschnitt liefen sie 2015 nur noch 2.000 von insgesamt 8.760 Stunden im Jahr. Würden sie stattdessen 6.000 Stunden jährlich laufen, könnten nicht nur sämtliche AKW stillgelegt, sondern zusätzlich auch noch bis zu zehn der alten Steinkohlekraftwerke.
Das Problem ist, dass die Konstruktion des Strommarktes die alten abgeschriebenen AKW und Kohlekraftwerke begünstigt. Dem könnte auf unterschiedlichen Wegen begegnet werden. Zum einen könnte ein Ausstiegsplan dafür sorgen, dass die alten Kraftwerke vom Netz gehen und Platz für die Erneuerbaren und die Gaskraftwerke machen, die als einzige flexibel genug sind, um auf die unstetige Produktion der Windkraft- und Solaranlagen reagieren zu können. Nötig wäre zusätzlich die Förderung von unterschiedlichster Speichertechnologie.
Zum anderen könnte der Übergang auch über Abgaben auf die Treibhausgasemissionen geregelt werden, vielleicht noch mit einer besonderen Regelung, die die ineffizientesten Kraftwerke am schnellsten aus den Markt drängt. In dem Falle bekämen Gaskraftwerke einen Vorteil, weil sie pro erzeugter Kilowattstunde deutlich weniger CO2 emittieren als Steinkohle- und insbesondere als Braunkohlekraftwerke.