Die kommende Solarkrise

Die kommende Solarkrise

(theregeneration / Flickr / cc-by-sa-2.0)

Ohne wirtschaftlich arbeitende Energiespeichersysteme kann die Sonnenenergiebranche nicht ohne Wertverlust wachsen, warnen Forscher.

Auch wenn es derzeit nicht danach aussieht: Das ungebremste Wachstum der Solarindustrie könnte in absehbarer Zeit an ihre Grenzen stoßen. Je mehr Sonnenenergie ins Stromnetz fließt, desto weniger werthaltig wird sie.

Das ist schlicht eine Frage von Angebot und Nachfrage, sagen zwei Wissenschaftler: Der Output der Solarmodule ist an sonnigen Nachmittagen am größten, doch der Bedarf an zusätzlichen Stromlieferungen zu dieser Zeit begrenzt. Im Endergebnis konkurriert Solarstrom dann mit sich selbst und drückt den Preis, den die Kunden (beziehungsweise die Stromkonzerne, die Solarstrom abnehmen) bezahlen wollen.

Derzeit beträgt der Anteil der Sonnenenergie an der gesamten Stromproduktion unseres Planeten weniger als ein Prozent. Doch je mehr Solarstrom Teil des Energiemixes wird, desto problematischer wird seine Wirtschaftlichkeit. Das sagen zumindest Shayle Kann, Leiter von GTM Research, und Varin Sivaram, Fellow beim Council on Foreign Relations.

Die beiden Forscher haben sich aktuelle Untersuchungen der Stromnetze von Texas und Deutschland angesehen und dabei festgestellt, dass die Wertschöpfung beim Sonnenstrom sich ungefähr halbiert, sobald er 15 Prozent des Energiemixes erreicht. Eine Studie der Solarbranche in Kalifornien weist in eine ähnliche Richtung. Sollte hier Sonnenenergie eines Tages 50 Prozent der gesamten Stromversorgung ausmachen, wäre sie nur noch ein Viertel dessen wert, was zu Beginn des Solarzeitalters gezahlt wurde.

Die Industrie entwickelt sich unterdessen beschleunigt weiter. So wird es vermutlich problemlos gelingen, das vom amerikanischen Energieministerium (U.S. Department of Energy, DoE) gesetzte Vier-Jahres-Kostenziel von einem Dollar pro Watt installierter Solarkapazität bis 2020 zu erreichen.

Doch damit der Sonnenenergiesektor wettbewerbsfähig bleibt und die schönen Investitionen nicht als unwirtschaftlich verpuffen, muss sich etwas tun. Zum einen sollten, sagen Kann und Sivaram, die Kostenziele nochmals heruntergesetzt werden. Sie fordern 25 US-Cent pro installiertem Watt bis 2050. Damit das klappt, muss neue, modernere Modultechnik mit erhöhtem Wirkungsgrad aus neuen, kostengünstigen Materialien her.

Und dann muss sichergestellt werden, sagen die Forscher, dass Sonnenstrom-Spitzen nicht ungenutzt verpuffen, weil das Stromnetz die Produktion nicht aufnehmen und verbrauchen kann.

Dazu, meinen Kann und Sivaram, müssen Energiespeichersysteme her ? und zwar möglichst großflächig. Doch hier streitet man sich in der Branche noch um die besten und vor allem wirtschaftlichsten Lösungen. Hinzu kommen ein verbessertes Nachfragemanagement und passende Maßnahmen in der Klimapolitik, um die Werthaltigkeit der Solarbranche zu sichern. (Mike Orcutt) / (bsc)

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